Mehr Erfolg in Beruf und Leben
Reuf Jasarevic hat Wirtschaftswissenschaften studiert und begann nach seinem Studium eine Karriere als Unternehmensberater. Er arbeitete für namhafte Konzerne, unter anderem in Singapur, Österreich und Deutschland. Und doch fühlte er sich unzufrieden: "Ich hatte ein tolles Auto, trug Anzüge und übernachtete im Hotel, das ganze Programm, aber innerlich fühlte ich mich leer. Ich fing an mich zu fragen, ob das, was ich tue, mich wirklich erfüllt."
Jasarevic stellte fest, dass er seine Familie und seine Religion wegen des Jobs immer stärker vernachlässigte. Er suchte nach Wegen, um Beruf, Glaube und Privatleben zu vereinbaren. Zunächst begann er, sich ganz bewusst Ziele in den unterschiedlichen Lebensbereichen zu setzen. So beschloss er, täglich um 18 Uhr Zuhause zu sein oder die Sonntage mit der Familie zu verbringen. Außerdem nahm er sich vor, jeden Monat eine Anzahl von Seiten im Koran zu lesen.
Schließlich entdeckte er die IPAF-Methode und entwickelte diese weiter: "IPAF steht für eine Art Lebensmodell. Es steht für die Begriffe Islam, Privatleben, Arbeit und Familie,“ sagt Jasarevic. "Dabei geht es darum, diese vier Lebensbereiche über einen langfristigen Zeitraum möglichst in einem Gleichgewicht zu halten, um zu innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit zu gelangen. Wir wollen unsere spirituellen Ziele verfolgen und gleichzeitig auch die alltäglichen, weltlichen Ziele im Auge behalten."
Beruflicher Erfolg und Glaube passen zusammen
Wenn Reuf Jasarevic über Spiritualität spricht, dann meint er die Hingabe an Gott in allen Lebensbereichen - und das umfasst auch das Arbeitsleben. Das heißt ganz konkret: Wenn ein lukratives Geschäft im Widerspruch zu den Werten des Glaubens steht, dann kommt es für Jasarevic nicht infrage.
Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt Jasarevic heute als muslimischer Life Coach weiter. Er hält Vorträge vor teilweise hunderten von Musliminnen und Muslimen in Moscheen, Unternehmen und Hochschulgruppen. Außerdem bietet er individuelle Coaching Sitzungen für Muslime an. Vielen Gläubigen muss er dabei erst einmal die Sorge nehmen, dass Erfolg im Beruf und Glaube einen Widerspruch bilden würden: "Das Streben nach Erfolg, sei es in der Karriere, in der Familie oder in finanzieller Hinsicht, steht nicht zwangsläufig im Gegensatz zu meiner Spiritualität. Im Gegenteil: Das Bemühen um Erfolg kann mir in besonderer Weise dabei helfen, meine Spiritualität zu vertiefen, wenn ich die dadurch gewonnenen Ressourcen, Erkenntnisse, Erfahrungen und das Wissen dazu nutze, um einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen."
Passend dazu heißt es in einer Überlieferung des Propheten Mohammed: "Der beste Mensch ist derjenige, der den Menschen am meisten dient." Jasarevic möchte andere zu dieser Einstellung motivieren, denn wer beruflich erfolgreich ist, könne auch eher im Sinne des Islam Gutes tun, also spenden oder sein Wissen weitergeben.
Das Gebet als Kraftquelle
In seinen Coachings kombiniert Jasarevic dabei moderne Management-Methoden mit Texten aus dem Koran und Geschichten aus dem Leben des Propheten Mohammed. Als Beispiel nennt er das Gebet: "Wir sind als Muslime zum ersten Gebet in den frühen Morgenstunden angehalten, um über unser Leben zu reflektieren, um Gott anzubeten und auf eine produktive Weise in den Tag zu starten. Und hier kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen habe ich einen spirituellen Aspekt, indem ich im Gebet mit Gott spreche, aber ich bin auch in den frühen Morgenstunden schon wach und kann etwas Sonnvolles tun, während andere noch schlafen. Das verschafft mir einen unglaublichen zeitlichen Vorsprung, der auch meine Lebensqualität steigern kann."
Wenn es darum geht, das Gebet am Arbeitsplatz zu verrichten, stehen die Coachees von Jasarevic häufig vor einer Herausforderung. Die meisten arbeiten in einem mehrheitlich nicht-muslimischen Umfeld und stellen sich die Frage, wie sie ihren Chef davon überzeugen können, in der Arbeit beten zu dürfen. Entscheidend ist für Jaserevic hierbei die Kommunikation: "Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich meinen Arbeitgeber zwischen Tür und Angel frage, ob ich in der Arbeit beten darf oder ob ich einen Termin vereinbare und dem Gespräch ein gewisses Gewicht gebe.“ Den Austausch mit dem Vorgesetzen sollten die Coachees dann dazu nutzen, um mögliche Missverständnisse bezüglich des Gebets auszuräumen.
Manch ein Arbeitgeber könnte beispielsweise meinen, er müsse für das Gebet extra einen Raum zur Verfügung stellen und einrichten. Dem sei jedoch nicht so, versichert Jaserevic. Im Idealfall sollte der muslimische Arbeitnehmer bereits Lösungsvorschläge anbieten und einen ungenutzten Raum am Arbeitsplatz als potenziellen Ort für das Gebet vorschlagen. Eine mögliche Sorge von Vorgesetzen könne außerdem sein, dass sich die Arbeitszeit aufgrund des Gebets verkürzt.
Aus dem Grund sollten die Coachees laut Jasarevic darauf hinweisen, dass das Gebet gerade fünf Minuten dauert und sie dies in ihrer Pause verrichten würden. Vor allem aber sollten die Coachees die positiven Aspekte des Gebets aus Arbeitgebersicht in den Vordergrund stellen. Sie sollten deutlich machen, wie wichtig ihnen das Gebet ist, dass sie dadurch Kraft tanken und in der Konsequenz effektiver arbeiten könnten.
Neben dem Gebet kennt Jasarevic weitere islamische Ge- und Verbote, die sich positiv auf das weltliche Leben auswirken können: das Streben nach Wissen, das Fasten, eine gesunde Ernährung oder der Verzicht auf das Rauchen. Wem es gelingt, sich daran zu halten, der wird, davon ist Jasarevic überzeugt, nicht nur ein besseres Leben im Hier und Jetzt haben, sondern auch im Jenseits.
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