Cafeterra, ein neues interkulturelles Internetportal

Kinder und Jugendliche mit oder ohne Migrationshintergrund - in der Schule haben sie täglich miteinander zu tun. Im virtuellen Raum dagegen gehen sie meist getrennte Wege. Das erste mehrsprachige Internetportal will das ändern. Martina Sabra stellt es vor

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​​Kinder und Jugendliche mit oder ohne Migrationshintergrund - in der Schule haben sie täglich miteinander zu tun. Im virtuellen Raum dagegen gehen sie meist getrennte Wege. Das erste mehrsprachige Internetportal soll das ändern. Martina Sabra stellt Cafeterra vor

Wer italienisch oder spanisch versteht, schüttelt wahrscheinlich erst einmal den Kopf: Warum sollte ein multilinguales. interkulturelles Internetportal so ähnlich wie "Kaffeemaschine" heissen? Doch das Mißverständnis ist schnell geklärt: "Terra" ist lateinisch und bedeutet "die Erde" oder "die Welt".

Der Phantasiebegriff "cafeterra" läßt sich deshalb am besten als "Weltcafé" übersetzen. Bisher gibt es das nichtkommerzielle Internetportal cafeterra.de in vier Sprachen: Deutsch, Türkisch, Russisch und Griechisch. In absehbarer Zeit sollen aber auch Kurdisch, Bosnisch, Arabisch und eine Reihe weiterer Sprachen hinzukommen.

Die Zielgruppe von cafeterra.de sind Kinder und junge Leute von neun bis 19 Jahren: "Wir wollen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund einen Raum geben, wo sie sich auf Deutsch oder in ihrer Muttersprache oder beidem ausdrücken können," sagt Simone Sitte vom Kulturforum Deutschland-Türkei.

Sie hat das Portal in den letzten zwölf Monaten zusammen mit den Journalisten Osman Okkan und Murad Bayraktar sowie mit dem Grafiker Hakan Yilmaz aufgebaut: "Die jungen Leute können dort Freunde finden, oder wichtige Informationen, sie können aber auch einfach nur chatten oder schnuppern, und Gefühle oder Erfahrungen loswerden."

Chatten mit Stars

Bei "cafeterra.de" können Jugendliche nicht nur miteinander chatten, sondern auch regelmäßig mit Prominenten: unter anderem mit dem türkisch-deutschen Rapstar Ekofresh und mit Shona Fraser,Musikjournalistin und Jury-Mitglied in der Sendung "Deutschland sucht den Superstar".

Ab Herbst 2004 sollen auch eigene, multilinguale LAN-Parties mit Deejay angeboten werden. Wer gerade keine Lust hat zu quatschen, zu flirten oder verbal Dampf abzulassen, kann sich über lokale und globale Themen und Trends informieren.

Jugendliche erfahren, worauf sie bei der Lehrstellensuche achten müssen, wie sie sich vor Aids schützen können oder welche Konzerte in ihrer Umgebung stattfinden. Parallel bietet cafeterra.de Hintergrundartikel und Meinungen zu heissen Eisen wie dem Kopftuch oder Frauenrechten.

Die Hintergrundartikel stammen bislang von erfahrenen Profi-Journalisten. Doch Cafeterra-Macherin Simone Sitte hofft, dass sich das schnell ändern wird:

"Cafeterra.de ist eine Seite von jungen Leuten und für junge Leute. Wir laden die User ein, selbst Artikel zu schreiben, und Themen vorzuschlagen. Bei terracreativ können sie Bilder, Fotos und Texte ausstellen und bei terracontest können sie sogar etwas gewinnen. Außerdem werden wir demnächst auch Praktikumsplätze für SchülerInnen anbieten."

Günter Grass und Yasar Kemal

Cafeterra.de ist ein Projekt des Kulturforums Deutschland-Türkei, und hat prominente Förderer: Ehrenvorsitzende sind der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass und der berühmte türkische Romanautor Yasar Kemal.

Finanziert wird cafeterra.de vom Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, von der Robert-Bosch-Stiftung, vom Kulturamt Köln sowie von mehreren privaten Medien-Firmen.

Die öffentliche Finanzierung ist allerdings zeitlich begrenzt. "Wir sind auf zusätzliche private Förderung dringend angewiesen", betonen die Macherinnen von cafeterra.de.

Martina Sabra, © Qantara.de

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