Viel Lärm um Nichts?
Bush bringt das Kunststück fertig, seine Strategie gegenüber dem Iran als "politische Bemühung um eine friedliche Regelung" hinzustellen. Sowohl in der Frage des Atomstreits mit dem Iran als auch in der Frage einer vermeintlichen Unterstützung Teherans für irakische Aufständische.
Dabei erzeugt die Bush-Verwaltung im Grunde mehr Lärm als ihre Kritiker: In der Atomfrage hält sie unbeirrt an der Unterstellung fest, Teheran sei auf dem Weg zur Atommacht und müsse unbedingt daran gehindert werden. Solange eben dies nicht eingetreten ist, ist das aber eine unbewiesene und auch unbeweisbare Behauptung.
Und nun behauptet Washington, Teheran liefere irakischen Aufständischen Waffen für Angriffe auf US-Truppen im Irak und solches werde ernste Folgen haben. Zum "Beweis" führen anonyme US-Militärs einem exklusiven Kreis von Journalisten in Bagdad Sprengstoff und Bomben mit iranischer Aufschrift vor. Fragen sind dabei ebenso wenig erlaubt wie Fotos. Die Welt soll einfach glauben, was da behauptet wird.
So, wie die Welt einst glauben sollte, was der damalige US-Außenminister Colin Powell in einer seiner unglücklichsten Stunden den Vereinten Nationen weismachen sollte: Dass sich hinter Blechschuppen in der irakischen Wüste Labors für Massenvernichtungswaffen versteckten.
Längst hat sich erwiesen, dass die Welt – und auch Powell selbst - damit irregeführt wurden. Und die Welt wäre schön dumm, Washington solche Geschichten ein zweites Mal abzunehmen. Hier werden "Beweise" vorgelegt, die eines Tages als Rechtfertigung für eine militärische Operation dienen könnten. Eine Operation, die durch den Aufmarsch amerikanischer Kriegsschiffe im Persischen Golf als noch wahrscheinlicher hingestellt wird.
Wer macht hier Lärm? Selbst in den USA will man dieser Strategie keinen "friedlichen Charakter" abgewinnen.
Aber noch einmal zur Frage der iranischen Waffen im Irak: Jeder weiß, dass es die gibt und auch warum: Da gibt es zum Beispiel die "Badr-Brigade", der militärische Zweig des schiitischen "SCIRI", der jahrzehntelang aus dem iranischen Exil operierte und heute die wichtigste schiitische Organisation im Irak darstellt.
Natürlich gibt es hier iranische Waffen und Munition und natürlich können die auch in falsche Hände geraten. Etwa in die der "Mahdi-Armee" des radikalen Predigers Moqtada Al-Sadr, der seit Jahren Unruhe stiftet im Irak und der sich nun in den Iran abgesetzt haben soll.
Auch andere Gruppen können sich wahrscheinlich iranische Waffen besorgen: Die Grenze ist sehr lang und man braucht dabei nicht die paar Übergänge benutzen, die jetzt für drei Tage geschlossen wurden.
Wenn Teheran jede Waffenlieferung dementiert, dann muss man das noch nicht einmal glauben. In Washington selbst ist zu hören, man habe keine Beweise für eine offizielle iranische Verwicklung. Ja was nun: Mischt Teheran sich ein oder nicht? Machen die Bush-Kritiker Lärm oder ist es vielleicht doch der Chef des Weißen Hauses, der wieder einmal die Kriegstrommel rührt? Die Erfahrung mit dem Irak sollte der Welt eine Mahnung sein, genau hinzuhören.
Peter Philipp
© DEUTSCHE WELLE 2007