Von arabischen Offshore-Königen und Panama-Emiren
Die Spur führt von Panama häufig in die arabische Welt. Mehr als ein halbes Dutzend amtierender und ehemaliger arabischer Staatschefs werden mit ihren Geschäften in den neuen Panama-Enthüllungen der Firma Mossack Fonseca erwähnt.
Der prominenteste und mächtigste unter ihnen ist der saudische König Salman. Dessen Immobilien-Geschäfte in bester Londoner Lage, ebenso wie der Kauf der Luxus-Jacht Erga, die ihren Namen nach einem der Königspaläste in Riad trägt, finden in den Panama-Leaks Erwähnung. Ebenso, wie die Offshore Firmen, mit denen dessen Kronprinz Muhammad bin Naif Konten eröffnen lies.
Offshore-Firmen auf Seychellen und Virgin Islands
Khalifa bin Zayed bin Sultan Al Nahyan, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate und Emir von Abu Dhabi, soll danach über die panamesische Firma Mossack Fonseca mindestens 30 Firmen gegründet haben, um Wohnungs- und Geschäftsimmobilien in London im Wert von 1,7 Milliarden Dollar zu kaufen. Hamad bin Khalifa Al Thani, dem ehemaligen Emir von Qatar, wird attestiert, über Mossack Fonseca eine Firma auf den Virgin Islands gekauft zu haben, die wiederherum mehrere Bankkonten in Luxemburg und die Anteile an zwei südafrikanischen Firmen besaß. Ab 2013 besaß er auch die Mehrheit der Firmen Rienne S.A. and of Yalis S.A., die ihrerseits Festgeldkonten der Bank of China in Luxemburg verwalteten.
Auch drei ehemalige arabische Ministerpräsidenten sind mit von der Panama-Partie. Der einstige irakische Premier Iyad Alawi hatte über die in Panama-registierte Firma I.M.F. Holdings ein Haus in London besessen und über die Moonlight Estates Limited weitere Immobilien. Die gleiche auf den Virgin Island gegründete Firma, verwaltete für ihn Fonds und private Ersparnisse.
Alawis früherer jordanischer Amtskollege Ali Abu al-Ragheb war Direktor von Offshore-Firmen auf den British Virgin Islands und den Seychellen und der einstige Premier von Qatar, Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani soll über Panama Firmen auf den Virgin Islands und auf den Bahamas erstanden zu haben, mit denen er Anteile und Liegeplätze im Hafen von Palma de Mallorca und ließ seine Super-300 Millionen-Dollar-Jacht Al-Mirqa verwalten.
Auch die Verwandten von arabischen Diktatoren, wie der reichste Syrer, Rami Makhlouf, der zufällig auch der Cousin von Präsident Baschar al-Assad ist, tauchen in den Panama-Papieren auf. Mit der syrischen Aufstandsbewegung gegen die Assads 2011 und die Sanktionen, die vom U.S.-Finanzministerium verhängt wurden, brach Mossack Fonseca dann aber die Verbindungen zu den Firmen der Makhlouf-Familie ab.
Alaa Mubarak – der Kunde mit hohem Risiko
Alaa Mubarak, der Sohn des gestürzten ägyptischen Präsidenten, hatte via Panama die Firma Pan World auf den britischen Virgin Islands gründen lassen, die nachfolgend eine Firma auf Zypern gegründet hatte, mit der er dann wiederherum Geschäfte auch in Ägypten abwickelte. Für Osama Diab, der sich seit Jahren zunächst als Journalist und heute als Korruptions-Forscher, mit den Geschäften Mubaraks beschäftigt hat, bringen die neuen Panama-Enthüllungen jedoch wenig Neues. Er zeigt Dokumente, in denen seine Organisation nach dem Aufstand gegen Mubarak von den Behörden auf den britischen Virgin Islands und von der panamesischen Firma Mossack Fonseca gefordert hatte, die Vermögen des Mubarak-Sohns Alaa einzufrieren.
Auch die ägyptischen Behörden hatten in Panama ein Einfrieren gefordert, erzählt er. Die panamesische Firma musste einmal sogar für die Geschäfte mit den Mubaraks Strafe einmal 37.000 Dollar Strafe zahlen. Was dann geschehen ist, ist bisher unklar, sagt er. "Alaa Mubarak wurde von der Firma in Panama als Kunde mit hohem Risiko gehandelt. Das ist geschehen wegen der Forderungen die Vermögen einzufrieren. Damit wurden die Mubaraks automatisch zu Risiko-Kunden", erklärt er.
Während europäische Politiker nun Konsequenzen wegen Steuerflucht fürchten müssen, ist das für die Könige und Emire in den Golfstaaten, in denen es kein Steuersystem gibt, unerheblich. Warum also gehen gerade die Könige und Emire am Golf den Weg, über Offshore-Firmen ihren Besitz zu vernebeln?
Sie hätten kein Interesse, dass sich Journalisten in Europa über ihre dortigen Luxus-Besitztümer auslassen, glaubt der Korruptionsforscher Diab. Noch wichtiger aber ist, sagt er: "Wenn die Führer am Golf vielleicht eines Tages wie Mubarak, Gaddafi oder Ben Ali gestürzt werden, könnte auch gefordert werden, deren Vermögen im Ausland einzufrieren. Deswegen versuchen sie diese mit Offshore-Konstruktionen zu schützen. Damit niemand später nachvollziehen kann, wem was gehört."
Dubiose Finanzgeschäfte unter den Teppich gekehrt
Die Panama-Golfer müssen sich wenig Sorgen machen, dass die eigenen arabischen Medien am Golf nachfragen. Ihr royaler Status wird dafür sorgen, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. "Die saudischen Zeitungen können selbstverständlich nicht über die Verwicklungen des Königs schreiben. Entweder sind sie in den Händen des Könighauses und selbst wenn sie unabhängig sind und gerne darüber schreiben würden, haben sie Angst vor dem Einfluss des Königs", beschreibt Diab.
Ein Blick beispielsweise in die saudische Tageszeitung Al-Sharq Al-Aussat wenige Tage nach der Veröffentlichung der Panama-Leaks bestätigt das. Kein Wort auf der Titelseite über die Verwicklungen des saudischen Königs oder der Emire der benachbarten Golfstaaten. Zwölf Seiten weitergeblättert findet sich dann endlich der erste Artikel über die Panama-Geschäfte: er handelt vom Rücktritt des isländischen Ministerpräsidenten.
Karim El-Gawhary
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