Wie sehen Muslime das "Islamische Wort"?
Für das "Islamische Wort" werden noch Frauen gesucht. Würden Sie mitmachen und auch einen Beitrag verfassen?
Hamideh Mohagheghi: Ich werde mitmachen, wenn ich gefragt werde, und hoffe, dass für das "Islamische Wort" nicht die Stimme der muslimischen Frauen vergessen wird.
Wovon würde Ihr Beitrag handeln?
Mohagheghi: Ich würde entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Diskussionen ein Thema aussuchen. Z.B. wenn die aktuelle Debatte um den Wert der Familie geht, würde ich diese als Thema machen.
Fühlen Sie sich vom ersten "Islamischen Wort", in dem die zwischenmenschliche und göttliche Barmherzigkeit thematisiert wurde, angesprochen?
Mohagheghi: Das erste "Islamische Wort" fand ich gut. Das Thema als Eingangsthema für dieses Novum in den deutschen Medien fand ich passend und hoffnungsträchtig.
Sind das "Islamische Wort" des SWR und das vom ZDF geplante "Wort zum Freitag" ein Zeichen der Normalisierung der Beziehungen zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit?
Mohagheghi: Das "Wort zum Freitag" verstehe ich als ein Versuch, den Muslimen die Anerkennung zu vermitteln, die sie als unverzichtbarer Teil dieser Gesellschaft verdienen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, der auch von Muslimen sinnvoll angenommen werden sollte.
Im Vorfeld des ersten "Islamischen Wortes" vom SWR und des vom ZDF angekündigten "Wort zum Freitag" gab es zahlreiche Proteste seitens der deutschen christlichen Bevölkerung und einiger deutscher Politiker. Wie kann man diese Reaktion erklären?
Mohagheghi: Leider ist zurzeit mit derartigen Reaktionen zu rechnen, wenn es um die Aktivitäten der Muslimen in dieser Gesellschaft geht.
Es herrscht eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber Muslimen, und wir alle müssen daran arbeiten, sie zu überwinden. In vielen Diskussionen und Entscheidungen gibt das Ressentiment den Ton an und verhindert die Sachlichkeit.
Ich habe Verständnis für Ängste, die durch Darstellungen über den Islam in den Medien und die Lebensweisen mancher Muslime vermittelt werden. Schlimm ist, dass manche Politiker und Menschen, die den Islam oder auch der Religion an sich sehr negativ gegenüberstehen, diese Ängste instrumentalisieren.
Interview: Mona Naggar
© Qantara.de 2007
Hamideh Mohagheghi ist Referentin für interreligiösen Dialog und im Vorstand des Frauennetzwerkes HUDA e.V.