Menschenrechtsaktivist will Präsident von Mauretanien werden

Der mauretanische Menschenrechtsaktivist Biram Dah Abeid
Biram Dah Abeid, Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011 sowie des Menschenrechtspreises der Vereinten Nationen 2013, kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen in Mauretanien. (Foto: picture-alliance/dpa/M.Schutt)

Mauretanien gewinnt im Kampf gegen irreguläre Migration an Bedeutung. Der bekannteste Oppositionskandidat setzt im Wahlkampf jedoch innenpolitische Schwerpunkte. Seine Herzensangelegenheit: die Abschaffung der Sklaverei.

Bonn/Nouakchott. Im nordafrikanischen Mauretanien geht Amtsinhaber Mohamed Ould Ghazouani als Favorit in die Präsidentenwahl am Samstag. Seit 2019 ist der 67-Jährige an der Macht in dem Sahelstaat, der von der nichtstaatlichen Organisation Freedom House mit Sitz in den USA als "teilweise frei" bewertet wird.

Bekanntester der sechs Oppositionskandidaten ist Biram Dah Abeid, Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011 sowie des Menschenrechtspreises der Vereinten Nationen 2013. Der Sohn einstiger Sklaven setzt sich seit Jahrzehnten für die Abschaffung der modernen Sklaverei ein. Bei der Präsidentenwahl 2019 holte er knapp 19 Prozent der Stimmen.

Mauretanien hat die Sklaverei 1981 als letztes Land weltweit offiziell zwar verboten. Auf dem internationalen Sklaverei-Index der australischen Stiftung Walk Free belegt es dennoch Platz drei. Bis heute sind statistisch gesehen 32 von 1.000 Personen versklavt. Biram Dah Abeid wurde wegen seines Engagements mehrfach verhaftet.

International gewinnt Mauretanien in der Debatte um Migration von Afrika nach Europa an Bedeutung. Im März schloss die Islamische Republik Mauretanien, so der offizielle Name, ein Abkommen mit der Europäischen Union, die dem Land 210 Millionen Euro zur Eindämmung irregulärer Migration zusagte. Migranten brechen verstärkt von der mauretanischen Küste in Richtung Kanarische Inseln auf; das Land gilt als Durchreiseland. Gleichzeitig nimmt Mauretanien Schutzsuchende aus den Nachbarländern auf: Nach Informationen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind es mehr als 128.000 geflüchtete Personen.

Mit dem Geld aus dem Abkommen mit der EU sollen Migrationsflüsse besser gesteuert, aber auch Perspektiven für junge Menschen geschaffen werden. Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) waren im Jahr 2023 knapp 24 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 22 Jahren.

Im Vergleich zu anderen Sahelstaaten gilt Mauretanien als relativ stabil. In einem Interview mit dem Sender Radio Franzce Internationale betonte Präsident Ghazouani am Dienstag, dass der letzte terroristische Anschlag 13 Jahre zurückliege. Dabei hat das Land eine rund 2.200 Kilometer lange Grenze mit Mali. Dort verüben islamistische Gruppen mit Kontakten zur Terrormiliz "Islamischer Staat" und Al Qaida Anschläge und bringen ganze Dörfer unter ihre Kontrolle. Die verschiedenen Gruppen haben sich nach Süden und Osten ausgebreitet.

Mauretanien hat eine Bevölkerung von 4,3 Millionen Menschen. Offiziell bekennt sich das Land zum Islam. Christen bilden eine kleine Minderheit. Nach Informationen der französischen Zeitung "La Croix" leben rund 4.000 Katholiken im Land. (KNA)