Eigentliches Problem bleibt ungelöst
Auf der Brüsseler Geberkonferenz für Darfur hat die internationale Gemeinschaft 200 Millionen Euro für die friedenssichernde Mission der Afrikanischen Union (AU) versprochen. Beobachter sind allerdings der Ansicht, dass in Darfur statt der AU- eine UN-Truppe stationiert werden müsste. Ute Schaeffer kommentiert.
Wie viel Geld ist der Frieden in Darfur, der Krisenregion im Westsudan, wert? Die internationale Gemeinschaft hat sich angestrengt und deutlich gemacht, wie ernst sie den Krieg in Ostafrika nimmt:
200 Millionen Euro sollen in den kommenden Monaten in die friedenssichernde Mission der Afrikanischen Union (AU) fließen. Das ist viel Geld - doch nicht genug, um das Drama in Ostafrika, das EU-Chefdiplomat Javier Solana zu Recht als den "bei weitem schlimmsten Konflikt" auf dem Nachbarkontinent bezeichnet, absehbar zu beenden.
Allen Anstrengungen zum Trotz ist man dem Frieden kaum einen Schritt näher gekommen. Der Friedensschluss vom Mai ist das Papier nicht wert, auf dem er steht. Hilfsorganisationen berichten über eine tägliche Verschlechterung der humanitären Lage, über Angriffe auf Zivilisten und Helfer.
Seit 2003 kämpfen die Rebellen nun gegen die Regierung in Khartum. Zehntausende sind diesem Krieg zum Opfer gefallen, 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Die internationale Gemeinschaft engagiert sich seit langem: Bislang floss allein aus den europäischen Kassen rund eine Milliarde Euro nach Darfur. Doch die AU kann ihrem Auftrag nicht nachkommen, den Frieden nicht sichern. Die Kämpfe, das Plündern und Morden gehen weiter, als ob die Soldaten gar nicht da wären.
Die UN sind gefordert, und sie haben sich bereits angeboten: Sie sind bereit, die Truppen der Afrikanischen Union abzulösen. Das wäre ein wichtiger Schritt, ein Durchbruch möglicherweise. Doch er scheitert am Widerstand Khartums.
Krieg oder Frieden - das ist auch im Sudan keine Frage des Geldes. Keine Geberkonferenz kann hier den Durchbruch bringen. Denn der Frieden in Darfur scheitert allein am mangelnden politischen Willen.
So war nur eine von drei Rebellengruppen bereit, das Friedensabkommen zu unterzeichnen. Und ebenso mauert die Regierung in Khartum, was die UN-Truppen angeht und verweigert deren Stationierung. Für die internationale Gemeinschaft, die sich am Fall Darfur seit langem abmüht, ist das eine bittere Erkenntnis und zugleich eine schwere politische Aufgabe
Ein Frieden in Darfur ist nur erreichbar, wenn die Konfliktparteien ihn auch wollen. Doch sie scheinen vom Krieg mehr zu profitieren als vom Frieden. Hier muss die internationale Gemeinschaft ansetzen, ihren Druck auf die Akteure erhöhen und direkte Sanktionen gegen die Kriegstreiber im Sudan durchsetzen.
Insofern war die von der Geberkonferenz demonstrierte Einigkeit der USA und Europas ein wichtiges Signal. An UN-Truppen führt kein Weg vorbei, wenn Frieden erreicht werden soll - das muss der Regierung in Khartum endlich klargemacht werden. Es darf sich für keinen mehr lohnen, den Konflikt weiter zu führen. Denn den Preis dafür zahlen die Menschen in Darfur.
Ute Schaeffer
© DEUTSCHE WELLE 2006
Qantara.de
Friedensabkommen für Darfur
Papier ist geduldig
Fast zwei Jahre nach ihrem Beginn haben die von der Afrikanischen Union moderierten Verhandlungen für Darfur zu einem Ergebnis geführt. Doch bislang haben nur einige Rebellen dem Abkommen zugestimmt. Viele zweifeln daran, dass die Regierung in Khartum wirklich ernst machen will mit dem Frieden. Von Marc Engelhardt