Die Saudi-Connection

Es geht um Öl, Macht und viel Geld. Der ehemalige CIA-Agent Robert Baer deckt unheilvolle Machenschaften auf. Er beschreibt das marode Saudi-Arabien und seine Verstrickungen mit den USA.

Von Peter Philipp

​​"Saudi-Arabien ist, um es kurz zu sagen, ein Tollhaus, in dem ein gottverdammtestes Durcheinander herrscht, und wir sind es, die dieses Durcheinander eingerichtet haben …”

Zu dieser ernüchternden Bilanz kommt Robert Baer am Ende der "Saudi Connection”. Der ehemalige Mitarbeiter der CIA beschreibt, "wie Amerika seine Seele verkauft” habe: Seit den ersten Erdöl-Funden auf der Arabischen Halbinsel - Anfang des 20. Jahrhunderts - haben die USA alles daran gesetzt, dieses Gebiet zu kontrollieren, aber längst sei mehr als fraglich, wer hier wen kontrolliert.

Korruption und Profit

So spreche man in Washington oft und gerne vom "Recycling von Petrodollars”, wenn man (zum Beispiel Waffen-) Geschäfte mit Riad mache, dabei dienten viele dieser Geschäfte auf beiden Seiten nur dazu, Politiker und halbseidene Geschäftsleute zu bereichern und ihnen eine sichere Zukunft zu garantieren. So versorge Saudi-Arabien ehemalige Politiker und öffentliche Bedienstete seit langem nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt so großzügig mit lukrativen Jobs, dass kaum einer daran denke, solch eine Altersversorgung durch kritisches Verhalten gegenüber den Saudis zu gefährden. Und was dem "kleinen” Politiker recht sei, das sei dem großen billig: So habe man vor der Wiederwahl Bill Clintons einen Großauftrag an Boeing vergeben, der in einer Reihe von Bundesstaaten Tausende von Arbeitsplätzen rettete und Clinton wichtige Stimmen brachte.

In Riad profitiere vor allem das Königshaus, das immer weiter anwächst und immer mehr Geld verschlingt. Beraterverträge, dunkle Provisionen oder auch einfach Bestechungsgelder füllen die Kassen der über 12.000 Prinzen. Aber nicht um Korruption und solchen Profit geht es dem Autoren. Sondern darum, dass die hierbei bewegten Summen Washington blind gemacht haben.

Unterstützung radikaler Gruppen

Es übersieht und duldet, dass das saudische Königshaus sich seit langem Ruhe im Inneren damit erkauft, dass es radikale und radikalste Gruppen und Bewegungen unterstützt und dass es seine erzkonservative - wahabbitische - Form des Islam in alle Welt verbreitet, von Peschawar bis nach Bonn. Ohne sich aber selbst daran zu halten. Baer führt Beispiele an in Zentralasien, im Libanon, in Pakistan oder am Golf. Ohne die Gier nach Petrodollars wäre in den letzten Jahren wohl manches anders gelaufen. Wäre es vielleicht auch nicht zum 11. September gekommen.

Ob diese Thesen stimmen, kann nicht schlüssig belegt werden. Angeblich auf Geheiß der CIA geschwärzte Passagen tragen nicht unbedingt zu mehr Glaubwürdigkeit bei. Aber das Buch regt doch zum Nachdenken an. Auch darüber, ob Demokratie die Lösung wäre. Der Autor meint Nein: In Algerien haben erste freie Wahlen zum Sieg der Islamisten und dann zum Bürgerkrieg geführt. Zunächst müsse diesen der Wind aus den Segeln genommen werden: Etwa durch entschlossene Bekämpfung der Korruption - wie der saudische Kronprinz Abdullah es offenbar versucht. Und notfalls auch durch hartes Vorgehen gegen die Radikalen. Wie Syriens Hafez el Assad es gegenüber den Moslembrüdern in Hama getan hatte. Ein erstaunlicher Vorschlag. Zumindest von einem ehemaligen CIA-Mann.

Peter Philipp

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE

Robert Baer
Die Saudi-Connection
Bertelsmann, 2004
ISBN 3-570-00807-X
17.90 EUR
C. Bertelsmann Verlag, München

C. Bertelsmann Verlag, München