Khalil Gibrans Heimatstadt begeht den hundertsten Jahrestag von 'Der Prophet'
'Der Prophet' wurde seit seiner Erstveröffentlichung in den Vereinigten Staaten im Jahr 1923 weltweit millionenfach verkauft. Mittlerweile ein Klassiker, wird das Buch weiterhin in vielen Sprachen verlegt.
Jeder fühlt sich von diesem Buch angesprochen und tief bewegt... egal woher er kommt, ob Christ, Muslim, Jude oder Atheist“, sagte Museumsdirektor Joseph Geagea.
Es handelt von Einsichten in viele Themen, wie Tod, Leben, Freundschaft, Liebe, Kinder, und spricht jeden in seiner Spiritualität an“, fügte er hinzu.
Die Rahmenerzählung handelt vom Propheten Almustafa, der vor seiner Abreise in seine Heimat von den Einwohnern der Stadt Orphalese gebeten wird, seine Einsichten zu bestimmten Themen mitzuteilen.
Verse aus den 26 Reden des Propheten, die gleichzeitig die Kapitel des Buches bilden, werden oft bei Geburten, Hochzeiten und Beerdigungen auf der ganzen Welt zitiert.
„Der biblische Erzählstil ist in 'Der Prophet' allgegenwärtig“, sagte der libanesische Autor Alexandre Najjar kürzlich bei einer Lesung in Beirut. Gleichzeitig verwies er auf den Einfluss der islamischen Mystik in Form des Sufismus.
'Der Prophet' habe in den 1960er Jahren den Nerv der Studenten und Hippies getroffen, sagte Najjar. Etwa mit der Passage: „Deine Kinder sind nicht deine Kinder... sie kommen durch dich, aber nicht von dir.“
Auch Elvis Presley „liebte das Buch so sehr, dass er es seinen Freunden zum Geburtstag schenkte“, fügte er hinzu.
Ob John Lennon, die emeritierte japanische Kaiserin Michiko oder die verstorbene indische Premierministerin Indira Gandhi: „Viele berühmte Persönlichkeiten waren von dem Buch angetan“, so Geagea.
Zutiefst spirituelle Sicht
Gibran wurde 1883 in Bischarri geboren, einer Stadt im heutigen Libanon, die damals zum Osmanischen Reich gehörte. Die meisten seiner Bücher schrieb Gibran in den Vereinigten Staaten. Er leitete auch die Pen League (Al-Rabita), die erste arabisch-amerikanische Literaturgesellschaft.
Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Kloster aus dem 18. Jahrhundert mit Blick auf das libanesische Wadi Qadischa und zeigt rund 150 Gemälde des Autors, die "seine zutiefst spirituelle Sicht des Daseins" zeigen, so Geagea.
Auf einem Tisch liegen elf Übersetzungen von 'Der Prophet', die zwischen 1923 und 1931 erschienen sind.
„Gibran wollte nach Bischarri zurückkehren, das er im Alter von zwölf Jahren zusammen mit seiner Familie verlassen hatte“, sagte Geagea. Bevor es dazu kam, starb Gibran 1931 im Alter von 48 Jahren in New York. Er wurde in seinem Geburtsort beigesetzt.
Nach seinem Tod verkauften die Mönche das Kloster und das umliegende Land an Gibrans Schwester.
Der Ort wurde zu seiner Grabstätte und zu einem Museum für seine Kunstwerke und für andere Gegenstände. „Jährlich kommen etwa 50.000 Besucher aus fünf Kontinenten hierher“, sagt Geagea.
Im Gegensatz zur Begeisterung der Leser stieß Gibrans Hauptwerk bei den amerikanischen Kritikern zur Zeit seines Erscheinens auf wenig Gegenliebe. Es galt als moralisierend und vereinfachend.
In diesem Jahr wird der 100. Jahrestag der Veröffentlichung von 'Der Prophet' mit einer Ausstellung im Hauptquartier der Vereinten Nationen gefeiert.
© 2023 AFP
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