Fortbildung für Migrantinnen

Berufliche Perspektiven für Migrantinnen – unter diesem Motto lud das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen ein, um das Projekt Regionale Integrationsagentur Köln vorzustellen. Sandra Schmies war dabei.

Berufliche Perspektiven für Migrantinnen – unter diesem Motto lud das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) ein, um das Projekt Regionale Integrationsagentur Köln vorzustellen. Sandra Schmies war dabei.

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​​Die Regionale Integrationsagentur Köln (RIA) versteht sich selbst als Integrationslotse und zeigt Frauen, die nicht mehr weiter wissen, durch individuelle Betreuung neue berufliche Perspektiven auf.

Dass der Bedarf an engagierten Projekten wie RIA groß ist, belegte Peter Welters, Leiter der Agentur für Arbeit in Köln, gleich zu Beginn der Veranstaltung. In Köln besitzt jeder fünfte Einwohner einen ausländischen Pass, ein Drittel der Jugendlichen hat einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Dennoch sind Migranten im Berufs- und Ausbildungsbetrieb immer noch stark unterrepräsentiert.

Die nordrhein-westfälische Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, Birgit Fischer, betonte, dass das Zusammenleben verschiedener Kulturen zielgerichtet gestaltet werden müsse, damit Eigenständigkeit, Chancengleichheit und Integration der Migranten gewährleistet werden können.

Religion wird vorurteilsfrei akzeptiert

Die Regionale Integrationsagentur Köln ist ein Modellprojekt, das genau an dieser Stelle ansetzt. Hier werden Migrantinnen ganzheitlich beraten und begleitet, um ihnen die berufliche und soziale Integration in Deutschland zu erleichtern.

Bei den Hilfesuchenden ist RIA auf große Resonanz gestoßen, nicht zuletzt, weil sie eng in den Rahmen des Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen eingebunden ist. Das BFmF hat sich in den letzten acht Jahren von einem Treffpunkt für muslimische Frauen zu einem Bildungswerk entwickelt, dass grundsätzlich allen Frauen offen steht.

Durch den Erfolg des BFmF genießt RIA einen Vertrauensvorschuss, der dadurch eingelöst wird, dass die Frauen hier auf Augenhöhe beraten werden. In einem Umfeld, in dem ihre Religion vorurteilsfrei akzeptiert wird und in dem sie auf kompetente Beraterinnen treffen, die selbst über einen Migrationshintergrund verfügen und ihre Muttersprache sprechen, fühlen sie sich verstanden und angenommen.

Häufig unzureichende Schulabschlüsse

Erst auf dieser Grundlage lassen sich die Frauen laut Frau Öztoprak von RIA auf eine realistische Einschätzung ihrer Position ein. Etwa 25 Prozent ihres Klientels verfügt über keinen Schulabschluss, 32 Prozent haben einen Hauptschulabschluss.

RIA hilft den Frauen zunächst, eine eigene Standortbestimmung vorzunehmen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt realistisch zu beurteilen, auch wenn die erste Bilanz für viele ernüchternd ausfällt.

Durch weitere Maßnahmen konnten schließlich 36 Prozent der beratenen Frauen eine Ausbildung vermittelt werden, 30 Prozent holten ihren Schulabschluss nach und 14 Prozent fanden eine Arbeitsstelle. Andere Frauen erwarben durch Praktika oder Deutschkurse weitere Schlüsselqualifikationen.

Migrantinnen sind Potential

Auch auf Seiten der Arbeitgeber muss ein Perspektivenwechsel stattfinden. Im Hinblick auf die Globalisierung bieten qualifizierte MigrantInnen durch ihre Mehrsprachigkeit und ihren Einblick in unterschiedliche Kulturen ein großes Potential, das es noch zu erschließen gilt.

Durch die Überalterung der deutschen Gesellschaft wird der Arbeitsmarkt in Zukunft auf MigrantInnen angewiesen sein, und schließlich werden die Zielgruppen der Betriebe zunehmend multikulturell. Dadurch, dass RIA den Kontakt zu Arbeitgebern sucht, kann die Agentur einen Beitrag zur gegenseitigen Öffnung leisten.

Das Projekt RIA wird vom Land Nordrhein-Westfalen noch bis Dezember 2004 gefördert. Es bleibt nur zu hoffen, dass der bisherige Erfolg neue Förderer anspricht, damit noch viele Migrantinnen ihren Platz in Deutschland finden.

Sandra Schmies

© Qantara.de 2004

Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V.