Was wird aus Syrien?

Das Assad-Regime ist gestürzt: Diese Nachricht bewegte im Dezember 2024 die Welt. Seitdem hat in Syrien eine neue Regierung übernommen, viele Sanktionen wurden aufgehoben. Doch die Terrorvergangenheit der neuen Führung weckte Misstrauen. Spätestens seit den brutalen Massakern an Minderheiten ist die anfängliche Euphorie verflogen – und dennoch bleibt Hoffnung auf einen Neuanfang.
Für unsere Kooperation mit dem Magazin Kulturaustausch haben wir etliche namhafte syrische Autor*innen gewinnen könnnen. In seinem Essay schreibt Yassin al-Haj Saleh: „Tyrannei und Sektierertum führen fast zwangsläufig zu genozidaler Gewalt“. Ist die Lage hoffnungslos, wird Syrien abermals in einem Bürgerkrieg versinken, der das Land endgültig spaltet – oder gelingt ein Neuanfang nach Jahrzehnten der Diktatur?
Die Antworten auf diese Frage sind komplex und widersprüchlich. Wir beantworten sie nicht selbst, sondern lassen unsere größtenteils syrischen Autoren und Gesprächspartnerinnen zu Wort kommen.
So hofft die Politologin Rahaf Aldoughli im Interview auf einen echten nationalen Dialog, der politische Teilhabe auch für Minderheiten garantiert. Vergangenes Unrecht müsse beseitigt, die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.
Auch die Schriftstellerin und Feministin Sarah Hunaidi fordert in ihrem sehr persönlichen Beitrag, das Prinzip der Teilhabe „über unsere Ängste“ zu stellen. Geschehe das nicht, werde „Assad – selbst in Abwesenheit – gewonnen haben“.
Der Soziologe Mohammed Bamyeh glaubt, dass dies tatsächlich gelingen könne. Doch auch er warnt: „Ohne ein gemeinsames Narrativ lebt die Verbitterung fort“.
Aus diesem Grund besuchte die Journalistin Kristin Helberg für uns Kafranbel, eine ehemalige Hochburg des syrischen Widerstands. Sie schreibt, es sei existenziell, an die Geschichte der Revolution zu erinnern, damit deren Ideale den aktuellen Transformationsprozess leiten können.
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